Zwischen 1846 und 1857 wanderten über eine Million Deutsche nach
Amerika aus. Zunächst waren es vorwiegend süddeutsche Kleinbauern
und Landarbeiter aus den Ostregionen, welche die Armut nach Übersee
trieb. Seit 1870 folgten dann auch Handwerker und kleine Gewerbetrei-
bende. Auch sie sahen für sich keine Zukunft mehr in der Heimat.
Liefen die Auswanderungs-Segelschiffe anfangs noch in Le Havre und
Liverpool aus, so erwarben sich recht schnell auch die deutschen Hafen-
städtet Bremen, etwas später dann auch Hamburg, einen guten Ruf
als
Auswanderungsstädte. Fast alle großen Reedereien dieser Zeit bauten
überall in Deutschland und den Angrenzerländern ein Netzwerk von
Aus-
wanderungsagenturen auf, wo mit schönfärbenden Worten und Plakaten
das Auswandern ins eigentlich unbekannte Amerika angepriesen wurde.
Die
Hoffnung, auf dem Schiff würde end-
lich alles besser werden, sollte sich aber
für die meisten Auswanderer nicht erfül-
len. Zur Zeit der Segelschiffe herrschten
an Bord oft katastrophale Zustände. Man
steckte die Passagiere in das enge und
dunkle Zwischendeck, das in der Regel
nicht höher war, als 1,80 m. Schlechter
Proviant, entwürdigende Behandlung an
Bord und auch hier wieder schlimmste
hygienische Verhältnisse machten die
Überfahrt für viele zur Qual.
Noch
um die Jahrhundertmitte kam es vor, daß bis zu einem Fünftel
der Passagiere die Überfahrt nicht überlebte. Der Senat der Hafenstädte
erließ zwar scharfe Vorschriften zum Schutz der Auswanderer, aber die
wurden aus Geldgier, Bequemlichkeit oder einfach nur,weil man die Aus-
wanderer als eine Art von Menschen zweiter Klasse betrachtete, nur in
den seltensten Fällen eingehalten. Leichte Verbesserungen kamen dann
zwar mit dem ersten Einsatz der großen Dampfschiffe (ab 1895 entwik-
kelten sie sich rasch zu einem lukrativen Massentransportmittel), doch
auch hier wurden spezielle Zwischendecksunterkünfte geschaffen, die
den Auswanderern keinerlei Komfort boten.
HAPAG-Direktor Albert Ballin sagte damals unverhohlen: "Ohne die
Zwischendeckspassagiere wäre ich innerhalb weniger Wochen ban-
krott."
An
Bord der Ozeanriesen wurden die Auswande-
rer strikt von den wohlhabenden Reisenden ge-
trennt. Die Reisenden der 1. Klasse genossen die
Überfahrt in kultivierten Kabinen mit Bad, Rauch-
Salons, Restaurants und eleganten Gesellschafts-
räumen und Sonnendecks. Die Auswanderer aber
durften diese nicht betreten und sich auch nur für
begrenzte Zeit an Deck aufhalten.
Beim Untergang der Titanic (15. April 1912) fan-
den 1490 von 2201 Menschen den Tod 75% von
Auswanderer
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Auswanderer in Hamburg
Passagierlisten,
ab 1890, Hmbrg
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