Ray O. Nolan,
Jahrgang 1945, 
reiste 1986  zum  ersten Mal
nach Paraguay, verliebte sich
spontan in das Land der Gau-
chos und Kolibris  und  –  be-
schloß nach einigen weiteren
Reisetrips,  sich  dort  für  im-
mer niederzulassen. Bis heu-
te hat er diese  Entscheidung nicht bereut.
Schreiben für die Hexenküche

"Jeder ist in der
Fremde – viel mehr
als zuvor zu Hause
– seines Glückes
eigener Schmied."

Wir sitzen auf der Terrasse des neuen Hauses, welches der Autor vor einigen Monaten bezogen hat.
Die Dämmerung zieht auf und ein Konzert aus Hunderten von Vogelstimmen beginnt um uns herum.
Ray Nolan deutet zu den Bäumen hinüber, die sich nun als schwarze Silhouetten gegen den orange-
roten  Himmel abzeichnen.

"Ohne dieses Gezirpe, Gezwitscher und Geschrei könnte ich nicht mehr leben", sagt er und lächelt.
"Diese immer noch sehr ursprüngliche Natur, das satte Grün, all die vielen Bäume, die auch im para-
guayischen Winter blühen – das alles macht irgendwie süchtig..."

Ein Winzling an Vogel huscht plötzlich über die Terrasse, verharrt keine anderthalb Meter vor uns be-wegungslos in der Luft und betrachtet uns argwöhnig. Ein Kolibri – kaum größer als zwei Walnüsse.
Der leichte Wind trägt den Duft von Blüten, feuchter Erde und Gräsern zu uns.  Ich  nicke  und sehe
dem kleinen Ding nach, das nun ebenso rasch davonschwirrt, wie es gekommen war. Ja, diese Welt
hier kann schon süchtig machen. Diese Welt, die so ganz anders ist, als jene, die wir von daheim her kennen.

Was wäre wohl gewesen, wenn nicht jemand das tragbare Telefon erfunden hätte, und wenn es kei-
nen Bild Gates,  keine E-Mails, geben würde?  Ich frage den Autor, ob er dennoch in Paraguay ge-
blieben wäre. Ray Nolan starrt mich eine Weile nachdenklichn an, dann schüttelt er zu meiner Über-
raschung mit dem Kopf.

"Nein, vermutlich nicht. Ich bin eigentlich kein Aussteigertyp und kann daher nur für mich selbst spre-chen. Ich glaube, ich hätte auf all das Wunderbare hier verzichtet und wäre wieder in die Tretmühle
zurückgekehrt. Es wäre einfach beruflich nicht anders gegangen. Gott,
ja – genaugenommen kann
ich dies alles hier also nur genießen, weil ich ein blödes Handy habe, über das ich mich inzwischen
jeden Tag ärgere und weil ich 24 Stunden am Tag mit dem Computer online bin.  –  Ist  schon  eine '
merkwürdige Welt, oder?"

Das Kolibri scheint äußerst neugierig zu sein, schwirrt schon wieder greifbar nah heran und beäugt
uns. Vielleicht sollte ich Bill Gates mal einen Brief schreiben, geht es mir durch den Kopf. Er ahnt ja
vermutlich nicht einmal, dass sein Outlook-Express irgendwas mit winzigen Kolibris zu tun hat...

Links zum Thema:   Homepage von Ray O. Nolan                   Bücher von Ray O. Nolan

Paraguay-Infos:         http://paraguay-online.net                       ( demnächst noch mehr Promis...)

 

 

"Für mich war das keine sehr schwere Entscheidung", erinnert
sich der heute 56-jährige."Privat und beruflich war ich ungebun-
den,  das immergrüne und meist sonnige Paraguay faszinierte
mich  und man  konnte  und kann dort  noch seine Traumhaus-
Ambitionen ohne den aufreibenden Genehmigungsweg bei den
Behörden zu wirklich  günstigen Preisen realisieren.  Für mich
gab das damals den ausschlaggebende  Ruck,  die  Container
zu packen und Old Germany den Rücken zu kehren."
1989 bezog Ray Nolan
seine 690-qm-Nobelvilla am
Ufer des Ypacaraí-Sees.
Hier  schrieb er auch seine
grenzwissenschaftlichen
Sachbücher und den Roman
"Der Seher",  der teilweise
  in  Paraguay spielt und nun
auch verfilmt werden soll.
In Paraguay leben heute ca. 150.000
Deutsche und Deutschstämmige. In fast
allen Landesregionen gibt es deutsche
Bäcker, Metzger oder deutsche Restaurants,
so daß man auch auf liebgewonnene
Essgewohnheiten nicht verzichten muß.

 Für Ray O. Nolan, der in Deutschland unter zahlreichen Pseu-
donymen als freier Journalist  und Autor Dokumentationen, Ro-
mane, Drehbücher und Fortsetzungsserien schrieb, begann mit
dem Auswandern ein völlig neuer Lebensabschnitt. Schon sehr
bald zeigte sich, dass sich auch freischaffende  Schriftsteller in der Fremde nicht einfach unter eine Palme setzen können,  um
nun – lediglich in einer anderen Umgebung –  wie gehabt weiter
zu agieren. Die damals fehlenden, aber in seinem Beruf notwen-
digen, Kommunikationsmittel wie Telefon, Fax, sichere Postzu-
stellung, rasche Bankverbindungen usw waren einfach nicht vor-
handen.  Für Verlage und Agenturen war der Autor nur auf dem
Postweg zu erreichen,  und  er selbst musste kilometerweit fah-
ren und oft ein, zwei Stunden warten, um nach Deutschland te-
lefonieren zu können.

"Ohne Telefon war ich nur ein halber Mensch. Eine  einzige
blöde Frage  an meinen Agenten brauchte bis zu 10 Tagen,
bis sie ihn auf dem Postweg erreichte  und  dann  nochmal
so lange, bis ich die Antwort hatte.  Ich war praktisch nicht
erreichbar, musste meinen Beruf ziemlich über den Haufen
werfen und nun Dinge schreiben, wo Tempo und Aktuallität
nicht ganz so wichtig waren.

Erst mit der Einführung der Handys, etwa ab 1994/95, wur-
de das dann etwas besser. Heute,  mit  den Möglichkeiten
   "Meine ersten Jahre in Paraguay waren recht mühsam."
  "Es gab keine besonderen Gründe – ich wollte einfach nur weg..."
des Internet und der blitzschnellen E-Mails, sind diese Probleme endlich vom Tisch. Und nun ist es
natürlich richtig toll, hier zu leben. Die Welten sind durch Bill Gates näher aneinandergerückt."
  Ray O. Nolan wählte Paraguay