Meint sie, viele sind zwar Schmarotzer und sie sollten verbrannt, vergast oder verjagt werden, aber nicht alle? Auch so kann man diesen Text deuten, liebe Anja Reschke. Du siehst, ganz rasch kann man Worte so verbiegen, bis sie passen. Aber wir wollen uns da nicht festbeißen, wie du es getan hast, denn: Klar kann man sich der Meinung von Anja Reschke (Moderatorin) anschließen, dass durchweg  a l l e  Flüchtlinge  k e i n e  Schmarotzer sind, die man 'verjagen oder vergasen' sollte. Sagen wir mal so: es werden sich nur sehr wenige Deutsche finden, auch nicht in der AFD, denen man ein solch gruseliges Denken überhaupt unterstellen sollte/darf/kann. Dennoch: wer bei solchen Sätzen nicht genau hinhört und hinschaut, kann sich rasch ins politisch äußere Eckchen gedrängt oder abgeschoben fühlen. Hier wird Stimmung gemacht, hier werden/wurden Menschen durch ausgefeilte, gut formulierte Sätze bewusst verunsichert.

Tatsache ist: Ich bin kein Rassist, wenn mir der Gedanke nicht behagt, zukünftig umgeben von moslemischen Flüchtlingen leben zu müssen. Und ebenso wie es mein gutes Recht ist, meinen deutschen Nachbarn auf der gegenüberliegenden Straßenseite nicht zu mögen, habe ich auch das Recht meine moslemischen Nachbarn auf der gegenüberliegenden Straßenseite nicht zu mögen. Und ich habe das Recht, ja sogar die Pflicht – z.B. durch die Stimmabgabe bei der Wahl – meiner politischen Meinung Gewicht zu verleihen. Und wenn daraus – aus den Stimmen von zig Tausend frustrierten Menschen – eine neue Partei entsteht, dann ist das okay, denn genau dies ist das Grundprinzip der Demokratie.

Leider – das gehört auch zu den Grundprinzipien unserer Demokratie – können abgestrafte Parteien welche die deutlichen Signale der Wähler einfach ignorieren unbeschadet weitermachen wie bisher. Sie wissen um die Bedenken im Volk. Sie wissen um die deutliche Zunahme der Kriminalität, die bei 1,5 Mio Hinzugekommenen eigentlich nur 1,5% höher sein dürfte. Sie wissen es, aber sie ignorieren die Signale der Wähler, die in vier Jahren wieder ihre Stimmzettel abgeben werden. Wähler, die sich dann hoffentlich daran erinnern, dass man ihre Bedenken bereits vier Jahre zuvor in den Wind geschlagen hat und die dann an der Wahlurne Nägel mit Köpfen machen.

Was könnte schon mit einer AFD-Regierung in Deutschland den Bach runtergehen, wenn wir selbst Donald Trump überstanden haben? Glaubt tatsächlich auch nur einer in Deutschland, mit der AFD und Trump oder Putin wäre inzwischen – hätten wir eine AFD- Regierung – der Dritte Weltkrieg im Gange? Oder die Rentner bekämen ihre Rente nicht mehr und die Welt würde uns isolieren...?

Es wäre schön, wirklich schön, wenn die Menschen dieses Mal nicht vergessen und sich nicht ein paar Monate vor den kommenden Wahlen ihre Ängste zerstreuen ließen. Es wäre schön, wenn die Regierenden endlich einmal unter die 5%-Grenze fielen, um zu begreifen, dass man sein Volk nicht kneten und knebeln sollte. Das Volk kann und sollte beweisen, dass es die Macht hat, Dinge in seinem Sinne zu verändern. Dafür wählt es seine politischen Vertreter. Und wenn – so schlimm oder nicht schlimm das für den ein oder anderen auch sein mag – 80% der Deutschen meinen, der Islam gehöre nicht zu seinem Kulturverständnis, dann sollten das 'eigentlich' die Politiker (welche dem Volk ihren gut bezahlten Job verdanken) den Willen dieses Volkes endlich akzeptieren. Denn sie sind unsere Volksvertreter. Abwählen wäre da genau das richtige politische und demokratische Instrument.

Bei der Bundesliga funktioniert das übrigens gut. Wer da in die Zweitliga abrutscht will ganz, ganz rasch wieder oben mitspielen. CDU-CSU-SPD vier Jahre lang nur noch in den Landtagen – Mann o Mann, das wäre doch mal was, oder...?

  Udo Lindenberg
Auch er findet Asylanten cool. Warum auch nicht? Jeder darf, wie wir 'anderen', seine Meinung haben.