Wirtschaft und Beruf:
Beim Thema "Arbeiten in Costa Rica" sollte man sich keinen Illusionen
hingeben! Das ist schwierig, weil Costa Rica zum einen ein relativ ho-
hes Bevölkerungswachstum hat – jedes Jahr drängen rund 80.000 Ju-
gendliche auf den Arbeitsmarkt, während nur 20.000 Pensionäre den
Arbeitsmarkt verlassen – und weil auf der anderen Seite jährlich neue
Nicaraguaner (viele illegal) auf den costarrikanischen Arbeitsmarkt
drängen.
Durch seine relativ hohe Sicherheit ist Costa Rica zudem auch bei an-
deren "Latinos" wie z.B. Cubanern und Columbianern sehr beliebt.
Deshalb kann man davon ausgehen, dass es für Europäer äußerst
schwierig ist, in CR eine reguläre Arbeit zu finden, obwohl es für quali-
fizierte Leute durchaus viel zu tun gibt. Wie in so vielen südameri-
kanischen Ländern ist auch Costa Rica eher eine Domain für Inves-
toren und selbständige Unternehmer. Etwas Kapital und fachliche
Kompetenz sollten also vorhanden sein.
Doch auch die Selbständigkeit bietet überwiegend im handwerklich-gewerblichen
Bereich oder im Tourismus und im Bau- und Agrarbe-
reich gute Chancen. Hinzu kommen die 'Nischen-Tätigkeiten' mit ganz
speziellen Kenntnissen (Medien, Informatik, Solartechnik, Energietech-
nik u.ä.) Ausgezeichnete Chancen gibt es für "Geldverleiher" jedweder
Couleur – ein relativ hartes Gewerbe, das gewissen "Risiken" unterliegt.
Im Handel gibt es zwar rechtlich alle Möglichkeiten, also keine beson-
deren rechtlichen Einschränkungen, doch muss man sich da mit der
costarikanischen Konkurrenz und den bereits ansässigen "Platzhir-
schen" herumschlagen. Hinzu kommen zahlreiche jüdische und arabi-
sche Konkurrenten, hauptsächlich mit Sitz in Panama.
Bei den freien Berufen wird meist eine Zulassung erforderlich wie z.B.
bei den Ärzten, Apothekern, Architekten, Rechtsanwälten, Steuerbera-
tern etc. Bei Rechtsanwälten und Steuerberatern zählt zudem die euro-
päische Ausbildung fast gar nichts, da in Costa Rica costarikanisches
Recht und die amerikanische Form der Rechnungslegung gelten. Fir-
mengründungen sind nicht schwierig – und deshalb relativ schnell zu machen.
Die Wirtschaft des Landes
Mit einem Bruttosozialprodukt von rund 2.600 US-Dollar pro Kopf gehört
Costa Rica eigentlich nicht mehr zu den Entwicklungsländern. Und das
bekommt das Land auch zu spüren: die internationalen Finanzhilfen
fließen nicht mehr so sehr wie noch zu Beginn des vergangenen Jahr-
zehnts. Grund für das relativ hohe Bruttosozialprodukt aber sind die
kräftigen ausländischen Investitionen der vergangenen Jahre, die zum
einen auf das gute Image Costa Ricas im Ausland zurückzuführen sind,
zum anderen aber auch, wie es scheint, auf Kenntnisse der Interna des
Landes.
Ausländische Investitionen schaffen Einkommen und tragen damit zum
Steigen des Bruttosozialprodukts oder Volkseinkommens bei. Das steht
außer Frage. - Verbunden mit diesen Investitionen ist meistens eine
Steigerung des Konsumangebots, da ein Großteil dieser Investitionen
sich auf den Konsumgütersektor, speziell Handelsmärkte, Kaufhäuser,
Kinos, Autohandel und dergleichen konzentrieren. Hinzu kommen star-
ke Investitionen in den Dienstleistungsbereich, speziell im Tourismus,
aber auch beim Freizeitangebot.
Beim eigentlich produzierenden Gewerbe aber sieht die Bilanz lange
nicht so gut aus. Was daraus folgt, liegt fast auf der Hand: einem
wachsenden Konsumangebot steht – infolge der enormen Preisstei-
gerungen – eine sinkende Kaufkraft gegenüber, da die Lohnzuwächse
mit den Preissteigerungen, auch wegen des Angebotsdrucks auf dem
Arbeitsmarkt (Stichwort: Nicas!), nicht Schritt halten. Die fallende Kauf-
kraft aber wird mit einer Politik des billigen Geldes, also mit erhöhtem
Kreditangebot ausgeglichen...
Mehr Aufschluss über die wahre Leistungskraft des Landes gibt da die
Entwicklung des Kursverhältnisses der einheimischen Währung, des
Colón, im Verhältnis zum US-Dollar: Daraus ergibt sich ein bisher konti-
nuierlicher Wertverfall des Colón von rund 12 bis 20% pro Jahr, der vor
allem aus dem Außenhandelsdefizit resultiert – und das trotz der relativ
hohen Auslandsinvestitionen. Das Land konsumiert schlichtweg mehr
als es produziert, steht damit aber sicher nicht allein auf der Welt...
Grundsätzlich aber ist Costa Rica ein Land des tertiären Sektors!
Der größte Teil des Bruttosozialprodukts wird vom Dienstleistungs-
bereich erwirtschaftet - und dazu gehört neben Tourismus, Banken und
dem Handel auch der Staat. Im sekundären Sektor, der industriellen
Produktion, dagegen werden gerade mal etwas mehr als 20% erwirt-
schaftet. Das macht die problematische Struktur des Landes deutlich.
Es wird zu wenig produziert und zu viel konsumiert. Deshalb muss viel
importiert werden, was letztlich zu einem Abfluss von Geld führt. Hinzu
kommt, daß infolge der vielfach monopolistischen Produktonsstruktu-
ren zu große Unternehmensgewinne gemacht werden, die ebenfalls
überwiegend ins Ausland transferiert werden.
Vor dem Hintergrund dieser "lateinamerikanischen Krankheit" ist es
auch nicht verwunderlich, dass das Geld auf allen Ebenen hinten und
vorne nicht reicht. Geldknappheit ist notorisch – in allen Schichten und
Klassen! Darauf muß man sich einstellen. Man lebt überall über seine
Verhältnisse. Wachstumpotenziale aber gibt es überall, vor allem in der
Infrastruktur...